Rot, Weiß, Rosé und nun auch Orange! Die Weinwelt ist bunter geworden; die vierte Farbe ist da!
Orange Wine? Noch nie gehört? Kein Problem! Sie sind nicht der einzige. Meine ersten Erfahrungen mit dem modernen orangenen Wein liegen nicht allzu lange zurück. Als ich vor anderthalb Jahren das erste Mal den Orange Wine probierte - es war die 5 Elemente Orange Wine Cuvée von Equinox – tauchte ich wieder in einige der schönsten Erinnerungen meiner Kindheit ein. Ich entdeckte den herben Duft der kupfer-goldenen Weinblätter im Spätsommer und den Honiggeschmack des sonnenverwöhnten Weines meines Großvaters wieder, den er aus alten einheimischen Rebsorten jeden Herbst gemacht hat. Nein, mein Großvater war nicht der Erfinder des Orange Wine 😊. Vielmehr hat der orangene Wein in Moldawien eine lange Tradition. Weißer Hauswein wurde immer schon von den Bauern auf ähnliche Weise hergestellt: es werden die kompletten Trauben vergoren, wodurch der Wein seine besondere, goldene Bernsteinfarbe und seinen fruchtig-nussigen Geschmack erhielt.
Neuer Trend für Genießer
Der Orange Wine gilt als neuer Trend in der Weinwelt. In Wien gibt es bereits ein Orange Wine-Festival. Obwohl die neue Weinart polarisiert - die Einen lieben die besonderen Geschmackserfahrungen, die Anderen behaupten, der Wein wäre fehlerhaft und finden den Trend überbewertet – wächst seine Fangemeinde kontinuierlich und der orangene Wein findet langsam seinen Platz immer häufiger auf den Weinkarten. Begehrt ist der Wein von allem in Skandinavien, England und in den USA. Auf dem deutschen Markt ist die Nachfrage noch verhalten.
Wie wird der Orange Wine hergestellt?
Haben Sie vielleicht auch gedacht, dass der Orange Wine aus Orangen hergestellt wird? Tatsächlich liegen Sie da falsch! Ich bekomme von meinen Freunden auch oft die Frage gestellt, ob der Orange Wine wirklich aus Orangen hergestellt wird.
Den Namen verdankt der Wein allein seiner Farbe. Orange Wine ist ein Weißwein, der auf Maische vergoren wird. Das heißt, der aus Weißweintrauben gewonnene Most gärt zunächst gemeinsam mit auspressten Beerenschalen und Kernen. Durch die längere Gärung, die einige Wochen bis Monate dauern kann, hat die Maische länger Zeit, Gerbstoffe und Aromen abzugeben. Dadurch erhält der Wein seine starke Textur, den herben Duft und auch seine einzigartige Farbe, die zwischen hellem Orange und tiefem Bernstein changiert. Maischegärung ist das typische Herstellungsverfahren bei Rotwein. Daher wird der Orange Wine oft vereinfacht als Weißwein präsentiert, der wie ein Rotwein hergestellt wird.
Einige Winzer stellen ihre orangenen Weine auch als Naturweine her, das heißt ohne Zusätze wie Schwefel und ohne Beigabe von Hefe, Enzymen und Zucker. Sie verwenden für die Gärung ausschließlich die Hefepilze, die auf den Trauben liegen. Ihre Stabilität erhalten die Weine durch natürlichen Schwefel, der in geringen Mengen in jedem Wein vorhanden ist, und durch monatelange Reifung im Eichenfass und in der Flasche.
Das ist wahrscheinlich der Grund, warum vor allem die Kritiker des neuen Weintrends oft den Orange Wine und Naturwein gleichstellen. Dies sind jedoch zwei verschiedene Weine. Beim Naturwein wird der ökologische Weinbau vorausgesetzt und die Weine werden, wie oben beschrieben, möglichst ohne jegliche Zusätze und ohne aufwändige önologische Verfahren wie Filtration und Schönen produziert. Orange Wine ist dagegen ein bestimmter Weinstil. Er kann biologisch hergestellt werden, muss aber nicht unbedingt.
Uralte Herstellungsmethode
Der Orange Wine ist zwar ein neuer Trend für Weingenießer, diese Art der Weinherstellung ist jedoch alles andere als neu. Sie geht vielmehr auf die Antike zurück, genauer gesagt, in den Kaukasus. Die ältesten archäologischen Funde weisen darauf hin, dass in Georgien bereits 6.000 Jahre v.Chr. Wein aus kultivierten Rebsorten hergestellt wurde. In den großen, direkt in den Boden eingelassenen Amphoren wurden damals rote und weiße Weintrauben zusammengegeben und vergoren. Diese Methode der Weinherstellung in eiförmigen Tongefäßen wurde bis heute in Georgien tradiert. Werden weiße Trauben verwendet, entsteht daraus nach sechs Monaten Zeit unter der Erde ein Wein mit einer orangenen bis bernsteinfarbenen Tönung – eine Art Orange Wine.
Wo werden Orange Weine erzeugt?
Anfang der 1990-er Jahren reisten einige italienische Winzer nach Georgien. Sie waren von dieser uralten Art des Weinmachens so beeindruckt, dass sie zu Hause ebenfalls anfingen, Weine in Tonamphoren herzustellen. Inzwischen experimentieren Winzer rund um den Globus damit und es gibt heute auch aus Österreich, Frankreich, Deutschland, Spanien, Kroatien und Moldawien gute orangene Weine. Die meisten dieser Weine kommen von kleinen Weingütern. Einige Winzer füllen riesige Tongefäße, andere nutzen Gärbottiche aus Holz, wieder andere moderne Stahltanks, um Orange Wine herzustellen. Sie werden mit viel Aufwand in Handarbeit produziert und so entstehen individuelle Weine, welche die Handschrift ihres Erzeugers tragen.
Wie schmeckt Orange Wine?
Anders. Der Orange Wine schmeckt definitiv anders als der traditionelle Weiß-, Rosé- oder Rotwein. Die ersten geschmacklichen Eindrücke können verwirren.
Der Charakter von Orange Wine wird sehr stark von der langen Maischestandzeit geprägt. Aus den Beerenschalen werden dadurch mehr Gerb- und Farbstoffe extrahiert. Das verleiht dem Wein eine kräftige Struktur und ausgeprägte Würze. Durch die Phenole und Tannine schmeckt dieser häufig leicht oxidativ. Selten gibt es einen lieblichen Orange Wine; eher schmeckt er manchmal leicht säuerlich. Jedoch kommt es immer darauf an, wie der Wein gemacht wurde und wie erfahren der Winzer ist.
Meist sind orangene Weine ausgesprochen komplex und körperreich und vermitteln eher das Gefühl, einen Rotwein am Gaumen zu spüren als einen Weißwein. Abhängig von der Machart bringen diese eine cremige Geschmacknote mit sich und entwickeln ungewohnte Aromen von getrockneten Aprikosen, Quitten, Feigen sowie Zitrusfrüchten. Dazu kommen Honig, Nüsse, Pfeffer und Noten von nassem Holz oder frischen Heu.
Orange Wine passt zu …
Auch wenn Orange Wine für einige sehr gewöhnungsbedürftig ist, so ist dieser jedoch ein toller Speisenbegleiter. Der orangene Wein harmoniert hervorragend zu würzigen vegetarischen Speisen, unterstreicht wunderbar das Aroma von scharf geröstetem Fleisch und eignet sich auch vorzüglich zu Wildgerichten. Er darf nur nicht zu oxidativ sein.
Winzer empfehlen die Lagerung und den Genuss von Orange Wine bei niedriger Zimmertemperatur (ca. 15 Grad). Nach meinen Erfahrungen schmeckt der Wein auch gekühlt gut. Und so wie einen guten Rotwein sollten Sie ihn am besten dekantieren.
Was meinen Sie, sind Sie bereit für eine Geschmacksreise der besonderen Art? Dann nicht länger warten. Probieren Sie unseren Orange Wine von Equinox, eine einzigartige Orange Cuvée aus fünf Rebsorten aus Moldawien, und urteilen Sie selber, ob der Wein unserer Vorfahren Ihnen schmeckt.
Noroc! (Das heißt Prost auf Rumänisch)