Pastoral – der besondere Messwein aus Moldawien


 

 

In Moldawien, einem Land, in dem Wein seit Jahrtausenden ein fester Bestandteil der Kultur ist, gehört der Pastoral zu jenen Tropfen, die weit mehr sind als ein Genuss – er ist ein Symbol. Besonders an hohen Feiertagen wie dem orthodoxen Osterfest darf dieser tiefrote, süßliche Dessertwein auf keiner Tafel fehlen. Seine Aromatik erinnert an überreife schwarze Beeren, gedörrte Pflaumen sowie an zarte Noten von Nüssen und Bitterschokolade – ein Wein von fast sakraler Tiefe.

 

Eine Geschichte, die in Frankreich beginnt

Obwohl die Bezeichnung Pastoral erst in jüngerer Zeit geprägt wurde, reicht die Tradition dieses moldawischen Dessertweins rund zweihundert Jahre zurück. Seine Wurzeln liegen im französischen Cahors – einem der ältesten und renommiertesten Weinbaugebiete Frankreichs.

Der Legende nach war es kein Geringerer als Zar Peter der Große, der den Wein aus Cahors in Russland populär machte. Aufgrund seiner Magenbeschwerden verordneten ihm die Ärzte bei opulenten Festgelagen den dunklen, extraktreichen und süßlichen Rotwein. Begeistert von dessen Tiefe und Kraft verfügte der Zar schließlich, dass dieser Wein künftig als offizieller Messwein der russisch-orthodoxen Kirche dienen solle. Da der französische Name schwer auszusprechen war, wurde er kurzerhand zu Kagor umbenannt.

Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts importierte man Messweine aus Frankreich und Spanien – insbesondere solche mit höherem Zuckergehalt, da sie den langen Transportweg besser überstanden. Neben Cahors wurde beispielsweise auch Benicarló aus Spanien importiert. Der samtige, dunkelrote Wein mit Noten von Marmelade und Schokolade erfreute sich nicht nur in der Kirche, sondern auch am russischen Zarenhof großer Beliebtheit.

Da jedoch zunehmend auch Fälschungen in Umlauf kamen – schließlich war der Weg von Frankreich nach Russland weit – begann man Ende des 19. Jahrhunderts, unter Aufsicht der russisch-orthodoxen Kirche, mit der eigenen Produktion von Kagor auf eigenem Boden. Auch in Bessarabien, damals eine russische Kolonie und historischer Teil Moldawiens, wurde dieser Wein hergestellt. Mit der Zeit setzte sich die süße Variante durch – und sie wird bis heute in der orthodoxen Kirche als Messwein verwendet.

Seitdem Cahors im Jahr 1971 als geschützte Ursprungsbezeichnung anerkannt wurde, tragen die moldawischen Weine dieser Stilistik den Namen Pastoral – ein Begriff, der ihre ursprüngliche liturgische Bestimmung unterstreicht. Während der Sowjetzeit – und auch danach – galt der moldawische „Cahor“ bzw. Pastoral als der beste Wein seiner Art.

 

Vinifikation mit Sinn für Tradition

Traditionell wird Pastoral in Moldawien aus Cabernet Sauvignon gekeltert. Die Herstellung folgt einem bewährten Verfahren – der sogenannten thermischen Extraktion: Dabei wird die Maische (Fruchtfleisch samt Saft) auf 55 bis 70 °C erhitzt, um Farbe, Aromen und Struktur in voller Tiefe zu lösen. Der Gärprozess wird bereits bei einem Alkoholgehalt von rund 2 % gestoppt – durch die Zugabe von Weindestillat. Seit 2015 ist die Verwendung anderer Alkohole gesetzlich verboten. Auf diese Weise bewahrt der Wein seine natürliche Fruchtsüße, die ausschließlich aus der in den Trauben enthaltenen Glukose und Fruktose stammt. Die Zugabe von Zucker ist nicht gestattet. Das Ergebnis ist ein Dessertwein mit 15 bis 22 Volumenprozent – kraftvoll, ausdrucksstark und doch von natürlicher Eleganz.

Pastoral ist zudem eine geschützte staatliche Marke in Moldawien. Jeder Produzent, der diesen Namen auf dem Etikett führt, leistet einen Beitrag zum nationalen Weinverband – ein Zeichen dafür, wie sehr dieser Wein als Kulturgut geschätzt wird. Heute wird er unter anderem von Fautor, Chateau Vartely, Purcari und Cricova vinifiziert – Namen, die für Qualität stehen.

 

Pastoral 2016 von Fautor – Kraft trifft Raffinesse

Der Jahrgang 2016 aus dem Hause Fautor ist ein echtes Glanzstück seiner Kategorie. Hergestellt aus 100 % Cabernet Sauvignon-Trauben, gelesen in den kalkhaltigen Hügellagen von Valul lui Traian und der Mikrozone Tigheci, bringt dieser Wein alle Tugenden eines klassischen Pastoral zum Ausdruck – und noch mehr.

Nach sorgfältiger Handlese Mitte Oktober wurden die Trauben entrappt und schonend zerkleinert, wobei die Kerne unversehrt blieben – ein essenzieller Schritt zur Vermeidung bitterer Tannine. Die anschließende Wärmebehandlung bei 65 bis 70 °C ermöglichte eine maximale Extraktion von Farbe, Frucht und Aroma. Nach der Gärung wurde der Most mit Weindestillat auf 16 % vol. angereichert und reifte anschließend sechs Monate lang in gebrauchten Barriques aus französischer Eiche – genug Zeit, um Eleganz, Tiefe und Balance zu entwickeln.

Im Glas zeigt sich der Pastoral 2016 mit intensiv rubinroter Farbe. In der Nase offenbart er ein kraftvolles Bouquet von schwarzen Beeren, getrockneten Pflaumen, Walnuss und dunkler Schokolade. Am Gaumen vollmundig, samtig und langanhaltend – ein Wein von kontemplativer Tiefe.

 


Ein Moment für sich

Pastoral ist kein Wein für den Alltag – er ist ein Solitär. Als Aperitif, als Zwischengang oder als harmonischer Abschluss zu einem fruchtbetonten Dessert macht er eine exzellente Figur. Doch am eindrucksvollsten wirkt er für sich allein – bei Zimmertemperatur, in einem stillen Moment.

Wie bei großen Dessertweinen üblich, empfiehlt es sich, Pastoral in kleinen Schlucken zu genießen. Jeder Tropfen offenbart eine neue Facette, entfaltet Nuancen von Frucht, Würze und Tiefe – und vermag es, Erinnerungen zu wecken an das, was wirklich süß ist im Leben.